Dachlandschaft

Umbau und Sanierung eines Wohngebäudes, Selb

1921 arbeiteten etwa 700 Menschen für den Porzellanhersteller Heinrich & Co in Selb. Firmenchef Franz Heinrich, stets als bescheiden und streng zu sich selbst beschrieben, ließ in den kommenden Jahren an der Nordseite des Goldberges eine Fabrikantenvilla, ein Pförtnerhaus, ein Wohn- und Ausstellungsgebäude sowie für die Angestellten eine ganze Reihe von sogenannten Beamtenwohnhäusern bauen. Geplant hatte diese Häuser der heimische Architekt Georg Kühnlein. Im Laufe der Zeit wurden viele dieser heute denkmal- und ensemblegeschützten Bauten verändert. Auch das Walmdach des zweigeschossigen Hauses in der Franz-Heinrich-Straße 9, das Peter Kuchenreuther für eine junge Familie sanierte und umbaute, war ziemlich verunstaltet. Giebelgauben und Zwerchhäuser, die Kühnlein einst mit expressionistischen Formelementen verziert hatte – jenen wilden Zacken, die auch Fenstersprossen und Haustüren schmückten –, waren zugunsten wenig ansehnlicher Schleppgauben verschwunden. Da der Bauherr ohnehin einen Dachausbau wünschte, wurde die ursprüngliche Dachlandschaft in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege wiederhergestellt – inklusive einer neuen Deckung. Für das Obergeschoss entwarf Kuchenreuther in Kühnleins Formensprache einen Balkon, wobei dieser in der Deckenebene rückverankert wurde. So konnten störende Stützen vermieden werden. Insgesamt ist die ursprüngliche Anmutung des Beamtenwohnhauses wiederhergestellt  – als einziges in der Reihe in der Franz-Heinrich-Straße. Innen aber entpuppt sich das Gebäude als Raumwunder: Der Umbau ermöglicht großzügiges Wohnen in derzeit fünf Wohneinheiten, die in ihrer Größe flexibel gestaltbar sind.

STANDORT:
Franz-Heinrich-Straße 19
95100 Selb

BAUHERREN:
Anja und Georg Storch
Franz-Heinrich-Straße 19
95100 Selb