Erbe

Umbau und Sanierung eines denkmalgeschützten Vierseithofes, Selb-Unterweißenbach

Im Süden unmittelbar anschließend eine Pferdekoppel, im Norden das Tal des Bernsteinbaches, eine kleine Brücke, ein im Sommer mit Seerosen bedeckter Teich, hochkronige Bäume: Der idyllische Anblick dieses Vierseithofes im Selber Ortsteil Unterweißenbach könnte Kalenderblätter zieren. Er besteht aus vier, jeweils einzeln denkmalgeschützten Gebäuden: einem massiven, zweigeschossigen Wohnstallhaus, zwei Scheunen und einer Holzlege mit Brunnen. Ihr Errichtungsdatum – zwischen 1861 und 1887 – ist auf Granitsäulen und Türrahmen aus gleichem Material geritzt. Das fast burgartig anmutende, von außen nicht einsehbare Geviert ist das Elternhaus der Bauherrin, die es seit 2011 schrittweise saniert und zu einer Wohnoase umbaut. Der Großteil der bisherigen Arbeiten fand unter der Oberfläche statt, er war vor allem der statisch-konstruktiven Sicherung geschuldet: Die Dächer, teilweise eingefallen, mussten stabilisiert, Balken und Auflager ausgewechselt und anschließend neu gedeckt werden. Natürlich mit ortsüblichem Schiefer. Eine eingestürzte Bruchsteinmauer wurde durch eine Betonmauer ersetzt und mit Bruchsteinen verblendet. Auch Feuchtigkeit stellte ein Problem dar, das inzwischen mittels Verrohren eines Wasserlaufes und einer Sockelheizung gelöst ist.

Den optischen Höhepunkt der Sanierung stellt sicherlich das wunderbare Gewölbe aus böhmischen Kappen im zum Wohnzimmer umgebauten ehemaligen Stall dar. Nachdem – ursprünglich nur zur Prüfung des Bauzustandes – der Putz abgeschlagen wurde, entschieden sich Bauherrin und Planer spontan, das gut erhaltene Ziegelmauerwerk der Kappen sichtbar zu lassen. Nach dem Auskratzen der Fugen, dem Aufbereiten der filigranen Spannglieder und dem Sandstrahlen des Mauerwerks schafft das Gewölbe zusammen mit den wuchtigen Natursteinmauern eine einzigartige Atmosphäre. Auch die restaurierten Schablonenmalereien im Nordwest-Zimmer, die rekonstruierte viertelgewendete Eichentreppe vom Ober- ins Dachgeschoss und der renovierte Granitboden in der Diele zeugen von handwerklicher Sorgfalt und Liebe zum Detail. Einzig die noch unsanierte Fassade des Hauptgebäudes signalisiert, dass der Umbauprozess nicht abgeschlossen ist – wie eine unvollendete Bildhauerarbeit.

„Besonders gefallen hat mir die unkomplizierte Zusammenarbeit an der Baustelle mit der Bauherrin und den Firmen.“
Florian Karger, Kuchenreuther Architekten Stadtplaner

STANDORT:
Hans-Köhler-Straße 15
95100 Selb-Unterweißenbach

BAUHERRIN:
Dr. Rita Wellhöfer, Selb

PROJEKTLEITER:
Florian Karger