Kreisbogen

Neubau einer Turnhalle und einer Mensa, Bognerschule, Selb

„Schulzentrum Selb“ ist kein offizieller Name, „Schulzentrum Selb“ nennt sich nur eine Bushaltestelle im Süden der Stadt. Freilich, an dieser Haltestelle steigen Schüler von fünf verschiedenen Bildungseinrichtungen ein und aus: der Dr.-Franz-Bogner-Grundschule, der Dr.-Franz-Bogner-Mittelschule, des sonderpädagogischen Förderzentrums „Siebensternschule“, des staatlichen Walter-Gropius-Gymnasiums und der staatlichen Berufsschule für Produktdesign und Prüftechnik. Optisch beherrscht wird dieses Bildungsareal zwischen Jahn-, Heide- und Hohenberger Straße von einem viertelkreisförmigen Bogen, in dem die in der Nachkriegszeit errichteten Baukörper der Grund- und Realschule angeordnet sind. Die Erschließung der neugebauten Turnhalle und der neugebauten Mensa, deren Planung das Büro Kuchenreuther verantwortet, präsentiert sich als Fortführung dieses Kreisbogens. Typisch für den kontextuellen Ansatz von Kuchenreuthers Architektur wurde das doch mächtige Volumen der Zweifachturnhalle um ein Geschoss eingegraben.

Die Organisation der Räume folgt der zwingenden Logik der Nutzung: Die Mensa ermöglicht Grund- und Mittelschule ein erweitertes Ganztagesangebot. Sie ist deshalb an der Schnittstelle zur Schule positioniert. Ebenso die gegenüberliegenden vier Gruppenräume, in denen die Schüler beispielsweise ihre Hausaufgaben erledigen. In der Höhe versetzte Panoramafenster von Flur in den Speisesaal sind keineswegs nur spielerisches Element, sondern gestatten auch kleineren Kindern einen Blick in den Speiseraum, in dem 120 Schüler gleichzeitig essen können. Wände und Böden, allgemein die Innenraumgestaltung des Neubaus, tragen vielfach die Farben Rot und Blau – die Stadtfarben Selbs.

Mit einer Tür zum Kreisbogen abgetrennt, aber auch mit einem eigenen Eingang folgt die Turnhalle: Vereine haben so die Möglichkeit außerhalb der Unterrichtszeiten Sport zu treiben. Sieben Meter beträgt die lichte Höhe der Halle, neun Meter ihre Konstruktionshöhe: Hätte man sie auf Erdgeschosslevel gebaut, würde sie alle anderen Schulgebäude überragen. Durch die Verlegung der Hallenebene in das Untergeschoss gliedern sich die beiden neuen Baukörper in den spannungsvollen Organismus der in verschiedenen Jahrzehnten errichteten Schulen ein. Ein weiterer Vorteil: Was vorher noch Erschließungsflur für Mensa und Gruppenräume war, erhält nun eine zusätzliche Funktion: Während man auf der einen Seite zu den Umkleiden gelangt, öffnet sich der Raum auf der anderen Seite zur sehr großzügig gestalteten Galerie, von der man wie von einer Tribüne dem sportlichen Treiben auf der Ebene darunter zuschauen kann.

Die Galerie ist dabei ebenso vom Tageslicht durchflutet wie die durch Glasfassade und Oberlichter erhellte Halle selbst. Von den insgesamt vier Umkleiden kommt man über drei Treppen auf die Hallenebene. Die Halle ist teilbar, verfügt als zusätzliche Features über eine Boulderwand und einen Kraftraum mit entsprechenden Geräten. Auf dieser Ebene befindet sich darüber hinaus ein Regieraum, der auch als Lehrer-, Übungsleiter- und Schiedsrichterraum genutzt wird. Insgesamt ergänzen Mensa und Sporthalle kongenial das Bildungsangebot und stellen im Selber Schulzentrum den letzten fehlenden Puzzlestein dar.

STANDORT:
Jahnstraße 55
95100 Selb

BAUHERR:
Stadt Selb
Ludwigstraße 6
95100 Selb

PROJEKTLEITER:
Uwe Gebhard